Von Wildblumen und Menschen
Im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte hat sich der Mensch immer weiter von seinem natürlichen Lebensumfeld entfernt. Unser heutiges Leben ist bestimmt von einer Taktung nach der Uhr, egal ob Sommer oder Winter; wir wohnen in rechteckigen Steinbauten, die wir bald noch nicht einmal mehr fürs Einkaufen verlassen müssen. Unser Leben wird digital, die liebsten Spielzeuge sind das Smartphone und alle möglichen technischen Geräte.
Warum auch immer der Mensch seinen Lebensraum so gestaltet – wir können und dürfen nicht übersehen, woher wir kommen und dass wir selbst ein Teil der Natur sind. Wildblumen zeigen uns die Ursprünglichkeit der Natur: Wildblumen sind so, wie sie sich entwickelt haben – sie wurden nicht vom Menschen verändert oder “veredelt” oder gar erschaffen. Ihre Lebensaufgabe ist die Arterhaltung, daher produzieren sie Samen und vermehren sich bei zutreffenden Bedingungen selbst. Bestäubende und pflanzenfressende Insekten, Samen fressende Vögel – sie alle ernähren sich von den wilden Schönen, sind auf sie angewiesen und helfen gleichzeitig dabei, die Blumen zu erhalten. Ein Zyklus, der ganz ohne unser Zutun abläuft und dessen Zusammenhänge wir oft nicht einmal kennen.
In der Natur gibt es viele symbiotische Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen. Sie passen zueinander wie Schlüssel und Schloss. Wollen wir also Natur in allen Variationen auf dem Schulhof ansiedeln, benötigen wir als Grundlage unsere einheimischen Wildpflanzen.
Auch wir Menschen ernährten uns über Jahrtausende von ihnen, bevor unsere Zuchtsorten die Ernährung übernahmen. Sie erfreuen uns mit schönen Blüten – aber wir müssen genauer hinschauen, denn ihre Blüten sind meist kleiner und zarter als die der Gartencenterstauden. Sie zwingen uns dazu, aufmerksam zu werden und uns als Beobachter dazu zu setzen. Entdeckt mit uns, was alles bereits auf unserem Schulhof wächst….
(alle Fotos © B. Borutzky)