Der Boden ist hart, das Projekt ambitioniert

AG-Schulhof/ Oktober 3, 2018/ 0Kommentare

Aus der Freien Presse vom 15. September 2018
Von Cornelia Schönberg

Der Boden ist hart, das Projekt ambitioniert: Eltern, Lehrer und Schüler der Freien Gemeinschaft-lichen Schule hauchen brachliegenden Flächen neues Leben ein.

Schaut man sich den Blog der AG Schulhof an, könnte man glauben, ein ganzes Architekturbüro steckt dahinter. Dabei sind es in erster Linie engagierte Eltern, die den Schulhof der Freien Gemeinschaftlichen Schule in Freiberg für ihre Kinder in eine Natur-Oase verwandeln wollen. Das Außergewöhnliche daran: Eltern und Pädagogen warten nicht auf staatliche Zuschüsse, sondern packen mit Idealismus und Muskelkraft an.

Die Gestaltung: Die Idee vom Erlebnisschulhof hatte Ulrike Wunderlich (Foto oben links). Ihr Sohn besuchte bis vor kurzem die Schule. Als Landschaftsarchitektin bringt sie Gestaltungsvorschläge und Know-how gleich mit. Für sie ist ein Sandkasten nicht nur zum Buddeln da, “mit Hügeln, Matschstrecke und einem Sandsee können auch physikalische Experimente gemacht werden”, erläutert sie eine der Ideen. Schritt für Schritt soll der teils noch brachliegende Schulhof den Schülern einen kreativen Natur-Erlebnis-Raum bieten, um Motorik, geistige und soziale Kompetenzen sowie die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder zu fördern, heißt es. “Wenn die Kinder selbst mitmachen, identifizieren sie sich damit, dann passiert auch kein Rowdytum”, erklärt Wunderlich. Die älteren Schüler haben schon selbst Wege verlegt oder Zaunbretter gestaltet. “Sie erkennen dadurch, wo ihre Stärken liegen. Für die spätere Berufswahl haben sie dann eine Idee davon, was ihnen liegt oder eben nicht liegt”, so Wunderlich. Normalerweise koste eine Schulhofgestaltung etwa 50 bis 60 Euro pro Quadratmeter, die AG will mit 20 bis 30 Euro hinkommen, sagte sie.

Die Koordination: “Leisten könnten wir uns die Planung und Umsetzung keinesfalls”, betont Sybille Ott (Foto oben Mitte) vom Vorstand des Christlichen Schulvereins, Träger der Freien Schule. Deshalb ist sie froh, dass sich die Gestalterin einbringt und das von Eltern und Lehrern auch mitgetragen wird.

Das Geld: Wie es der Zufall will, erhielt Ott Anfang des Jahres eine E-Mail von Nadine Funke (24, Foto oben rechts). Die Freibergerin studierte an der Fachhochschule Dresden. Bestandteil des Studiengangs Sozialpädagogik und Management war es, eine Crowd-funding-Kampagne zu starten, also ein Projekt so zu präsentieren, dass Leute (crowd) dafür Geld spenden (funding). Funke hatte selbst an der Montessori-Schule gelernt und fragte beim Schulverein an. Dem fiel prompt der Schulhof ein. Die Dresdner Studenten schrieben Texte, drehten ein Video, präsentierten das Projekt auf der Plattform Startnext. Das Ziel: innerhalb von sechs Wochen 5000 Euro sammeln. Das erste Etappenziel lag bei 1500 Euro. 27 Unterstützer hatten insgesamt 1885 Euro gespendet. Für 1500 Euro soll eine Nestschaukel gekauft werden, sagt Ott. Die 5000-Euro-Marke soll bis Frühjahr erreicht werden, um einen Kletterparcours bauen zu können. www.startnext.com/erlebnisschulhof-fgs

Kommentar: Hut ab!

Freie Zeit, die man nicht auf Arbeit, im Supermarkt, im Stau oder im Haushalt verbringt, ist ein knappes Gut. Hut ab also vor Eltern und Lehrern, die sich in dieser kostbaren Zeit dem Gemeinwohl beziehungsweise dem Unkraut auf dem Schulhof ihrer Kinder widmen. Drei Arbeitseinsätze stehen im September auf dem Plan. Nächstes Jahr plant das sechsköpfige Stammteam der AG Schulhof ein ganzes Bau-Wochenende. Wem im Alltag manchmal der eigene Idealismus abhanden kommt, kann sicher mal ein, zwei Stunden auf dem Schulhof mit anpacken und dabei positive Energie nachtanken.

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